Theater
Premiere: 29. Mai 09
Eine Warnung: Ein harmloser Theaterbesuch könnte die Gesundheit gefährden (Keine Sorge - nicht Deine). Ebenso gefährlich ist der morgendliche Griff zur Latte, der Kauf eines schicken Schals bei H&M oder die Zeitungslektüre. Die Welt ist ein Saustall und Du bist schuld!
Hilft Marx gegen Brechreiz? Wie viel Vergewaltigung steckt in einer Tasse Kaffee? Und was ist überhaupt mit Dir? Hmm? Findest Du das gut, wie Du die Welt ausbeutest? Ach, Du machst ja schon, was Du kannst? Spenden an Weihnachten. Vielleicht nicht doch lieber mal einen dieser Manager aufschlitzen? Oder doch nicht? Lieber sich selbst? Abwrackprämie mal ganz persönlich genommen. Um Gottes Willen, jetzt muss ich wieder kotzen, wo war noch mal das Kapital? Ist aber auch teuer geworden, dieser Tage. Früher hat man das Altpapier nur so nachgeschmissen bekommen...
Ist es einfach nur debil, zu verlangen, bei all der gegenwärtigen Kritik am Kapitalismus auch in den eigenen Eingeweiden nachzuschauen, und vielleicht zu ergründen, wie viel von diesem System eigentlich auf reinem Eigeninteresse fußt? Und Faulheit? Allgemeininteresse, Menschenwürde, Gleichberechtigung - nichts mit am Hut. Die Welt besser machen, schön und gut. Yes, we can. Aber sollen sie ja auf die Idee kommen, den Kaffee teurer zu machen.
Wie nett kann es werden, wenn man sich einen gemütlichen Abend mit diesen Themen macht? Wenn man eigentlich bei ’nem Sektchen die weltweite Krise hinter sich lassen und im Theater einfach nur dem frugalen Eskapismus frönen und eine sorgenfreie Stunde verbringen wollte? Spielt doch einfach mal was Schönes. Es kann doch so einfach sein.
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"...unbequeme Premiere...DAS FIEBER ist ein zorniges Stück gegen das Diktat des Kapitalismus und insofern ein charakteristisches für das sozialkritische Theater Landungsbrücken. Das Schauspiel will verunsichern, anprangern, beklemmen, bewegen...ein unfreiwillig zeitloses Theaterstück."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)
"...ein gelungener Theaterabend, mit einem Darsteller, der seinem Text gewachsen ist, und einem Regisseur (Nenad Smigoc), der für gerade das rechte Maß an Bewegung sorgt. Dass Linus Koenig am Ende im Hintergrund noch ein wenig zur Gitarre singt, wirkt naiv. Aber was ist das gegen die Naivität der Theatergänger, die mal wieder ein bisschen über den Tellerrand schauen wollten. Um im Bild zu bleiben: Wallace Shawn und Linus Koenig haben uns ganz schön in den Teller zurückglitschen lassen."
(Frankfurter Rundschau)
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