Theater
Premiere: 11. September 21
Hier lösen sich Grenzen auf. Hier zerfällt Sprache und Bilder entstehen, vergehen. Dann hebt sich ein Schleier, ein Raum öffnet sich. Hier zerfließen Träume.
Wir ahnen: Das Psychotische ist nicht privat, nicht exklusiv, nicht romantisch. Es ist inmitten.
4.48 Psychose ist Sarah Kanes letztes Stück. Es entstand im Herbst/Winter 1998/99 und wurde nach ihrem Suizid am 20. Februar 1999 posthum uraufgeführt.
4.48 bezieht sich auf die Uhrzeit, in der Sarah Kane in einer Phase ihrer Depression immer erwachte. Die Zeit zwischen Nacht und Morgen ist für sie der Moment der größten Klarheit. Formal führt die Autorin hier radikal weiter, was sie in ihren vorherigen Stücken bereits erprobte. In diesem Text gibt es keine Personenbezeichnungen, keine Angabe über Anzahl oder Geschlecht der Darsteller_innen. Das ganze Stück beschreibt die Reise durch eine innere Landschaft, in der sich die Grenzen des Bewusstseins auflösen. Das Bewusstsein, um das es hier geht, ist das psychotische Bewusstsein. Es gehört zur Autorin und geht darüber hinaus. „4.48 Psychose“ – das sind Selbstgespräche, Anklagen, Gedankenfetzen, Hasstiraden, Erinnerungen, Sehnsüchte, Träume, Auflistungen von Medikamenten, Körperzuständen, Krankenblatteinträgen, Testergebnissen und mehr. All diese Themen schwirren wie Fraktale durch den Text, sie haben keinen äußeren Bezugspunkt, keine Adressaten. Dadurch entsteht ein Textgewebe, indem sich individuelle und kollektive Faktoren vermischen. Diesen textlichen Schwebezustand möchten wir nutzen und einen Raum öffnen, indem sich individuelle und gesellschaftliche Fragen, Ängste, Sorgen, Hoffnungen begegnen, entladen, entfalten.
Kunst, Krankheit, Gegenwart
Mit 4.48 Psychose, thematisiert die Künstlerin ihre eigene Psychose. Oder aus einer anderen Perspektive betrachtet - das Stück entsteht während eines psychotischen Schubes als ein künstlerisches Werk. Dieser Aspekt hat als Entstehungshintergrund des Stückes für uns Gewicht. Krankheit und Kunst gehen in diesem Werk ineinander über und auseinander hervor. Gleichzeitig ist das Stück eine wütende Abrechnung mit einer Gesellschaft, in der das Individuum zum Leistungsträger, einer Patientennummer oder schlicht zum Objekt der Korrektur degradiert wird.
„Nichts löscht sie aus, meine Wut. Und nichts gibt mir den Glauben zurück. Ich will nicht leben müssen in so einer Welt.“ (4.48 Psychose)
20 Jahre nach der Premiere von „4.48 Psychose“: Brexit, Covid-19, Klimakrise, Rassismus, soziale Ungleichheit, rasender Stillstand und eine stetig steigende Zahl psychischer Erkrankungen. Übertragen auf heute sehen wir Kanes Text nicht nur als lyrisches Selbstbekenntnis, sondern vor allem auch als Zustandsbeschreibung einer Gesellschaft, die auf der einen Seite Gesundheit und Leistung idealisiert und auf der anderen Seite Leid und Krankheit produziert.
Psychose oder der (T)Raum dazwischen
Das Wort „Psychose“ (von altgriechisch psychē (ψυχή), „Seele“, „Geist“, und -osis (-οσις), „Zustand“)
war bereits um 1875 neben den Begriffen Seelenstörung, psychische Krankheit, Geisteskrankheit und Irresein allgemein etabliert. Heute bezeichnet der Begriff einen unscharf definierten Symptomkomplex der durch Halluzinationen, Wahn, Realitätsverlust oder Ich-Störungen gekennzeichnet ist. Psychosen sind Zustände, die die sogenannte Realität verkehren, verzerren, verformen oder auflösen. Interessant für uns sind Untersuchungen, die Symptome von Psychosen als „schöpferische Akte“ sehen und sie mit dem kreativen Vorgang des Träumens vergleichen.
Wie der Traum öffnet auch die Psychose die Schleusen für eine Flut von Ideen und Phantasien, die tieferen Bewusstseinsschichten entstammen. Anders als im Traum", sagt der Psychologe Thomas Fuchs, "bleibt aber die sinnliche und räumliche Struktur der Wirklichkeit, die in der Psychose wahrgenommen wird, grundsätzlich erhalten." Die wahnhaften Gedanken und Halluzinationen fußen in der Realität, die Verfremdung des Erlebens findet im realen Rahmen statt." In unserer sehr bewusstseinszentrierten Welt wird imaginäres Erleben leider meist pathologisiert", sagt Michael Schmidt-Degenhard, Professor in Heidelberg und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Florence-Nightingale-Krankenhauses in Düsseldorf. "Eine Psychose ist eine schwere, leidvolle Krankheit, aber sie birgt auch Positives, Kreatives - Wahn ist auch ein Kunstwerk aus Verzweiflung. Diese Seite ignorieren wir, wenn wir im Wahn nur etwas Defizitäres sehen."
PERFORMERIN_IN Lisa Schaar
PERFORMER_IN Constantin Orth
PERFORMER_IN Jessica Pfrengle
REGIE & CHOREOGRAFIE Mareike Buchmann
DRAMATURGIE Robert Krajnik
SOUND Mirko Danihel
KOSTÜM Julia Graf
RAUM Theresa Lawrenz
Eine Produktion von Fiel Impuks im Rahmen von 20.21 KANE innen.
20.21 KANE innen - DAS FESTIVAL
Sarah Kane. Das Gesamtwerk.
Dürfen Müssen Wollen.
União Instável Creaciones
Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden
DAS LANDUNGSBRÜCKEN EINMALEINS
Zu zweit ist man weniger allein.
DIE LANDUNGSBRÜCKEN SCHNIPSELJAGD
Theater Parcours. Nur für Dich.
Horrortrip über Gesellschaft, Normen, Familie und den Sog der Untätigkeit.
theater et zetera
Eines langen Tages Reise in die Nacht
Multimedia-Theater
Bis hierher lief's noch ganz gut.
Multimedia-Spektakel
DÜRFEN MÜSSEN WOLLEN
Zart und unerbittlich in die Zukunft
Im Geflimmer der Bildschirmwelten von der Liebe in Zeiten des Krieges.
Besessene Liebe, dekadente Gleichgültigkeit und ein Blick in den Abgrund einer Gesellschaft, der nahezu alles egal ist.
Über den Tanz der Liebe, das Erlernen und Verlieren der Sprache und die körperliche wie seelische Amputation
Ein Miteinander, dass gegeneinander geht. Ein Trip durch Gedanken, Erinnerungsfetzen und Assoziationen.
Vital, brutal, zärtlich, wütend und hoffnungsvoll - ein Bewusstseinsstrom zwischen Traum, Wahn und Realität.
Kane (VI) IN HER FACE oder: DIE AUTORIN IST TOT
Gedankensprünge, Suizid, weibliche Autorschaft, Depression, schlecht gesungene Musical-Songs und sechs Räume mit jeweils einer Lampe. Stille.
KÖPENICK - So gehts das aber nicht!
Ein Stück über Ambiguitätstoleranz
MEIN TREFFEN MIT LEONARDO DICAPRIO
Eine szenische Lesung mit Musik
MELLI-SPLAINING. Vom Büßen und Beten
Ein Feiertagshappening
Der Künstler. Die Kunst. Die Karriere.
MITUNTER IST BRUTALITÄT DAS EINZIGE MITTEL GEGEN TRAURIGSEIN
"Ich liebe Dich so sehr, ich will dich töten und töten."
Eine paradiesische Groteske
nach Ibsen, aber ohne Worte.
EURE SEHNSUCHT FINDET HIER STATT.
UND NUN ZU ETWAS VÖLLIG ANDEREM
Landungsbrücken Frankfurt. Aber anders.
Ein Tanztheater über das Vergessen und das Vergessenwerden.
Musik – Theater – Collage