Theater
Premiere: 02. Februar 22
DAS FESTIVAL
Das komplette Programm und das komplette Festival und alle Infos dazu als Rückschau: 2021kane-innen.de
Das 13-teilige tägliche Videotagebuch mit der Rückschau auf das Festival im Februar 2022 gibt es HIER
DIE WERKSCHAU - DIE REIHE (ALLE STÜCKE)
IN HER FACE ODER DIE AUTORIN IST TOT
Akgün-Schassner-Zehaf
(Regie: Hannah Schassner)
ZERBOMBT
Landungsbrücken Frankfurt
(Regie: Felix Bieske & Linus Koenig)
PHAIDRAS LIEBE
mädchen*theater
(Regie: Meike Hedderich)
GESÄUBERT
Pan Productions
(Regie: Sebastian Bolitz)
GIER
Kortmann&Konsorten
(Regie: Sarah Kortmann)
4.48 PSYCHOSE
Fiel/Impuks
(Regie: Mareike Buchmann)
DAS KONZEPT
Sarah Kane, eine der maßgeblichen Initiatoren und radikalsten Vertreterinnen des britischen IN YER FACE-Theaters der 90er des vergangenen Jahrhunderts, erschien auf der Theaterszene wie eine Handgranate. Kane brachte das Theater an die Grenzen des Darstellbaren und weit darüber hinaus.
Anlässlich des 50. Geburtstages von Sarah Kane kooperieren 6 freie Theatergruppen aus dem Rhein-Main-Gebiet und führen ihr komplettes Gesamtwerk an den Landungsbrücken Frankfurt auf. Als Werkschau, als Reihe, als Festival. Und noch viel mehr.
Die Boulevard-Presse war entsetzt. ZERBOMBT, Kanes Debüt 1995, sei ein„Disgusting feast of filfth“, ein „ekelhaftes Gelage des Schmutzes“. Trotz der schonungslos unverhüllten Darstellung physischer und psychischer Brutalität und Grausamkeit mit einer gleichzeitigen Tendenz zu gewaltsamer Bühnensprache bei klar erkennbarem Formwillen unterscheidet sich das mit Vor- und Nachwort nur knapp 250-seitige Gesamtwerk Sarah Kanes aber nicht zuletzt aufgrund seiner dramatischen und literarischen Breite und Tiefe von einer oberflächlichen Lust an der Provokation.
Was gibt uns eine Autorin, von der die Frankfurter Rundschau 1999 schrieb, ihr „schmerzender Lebensfunke“ werde das Theater „noch lange in sein eigentümliches Licht tauchen“ im Jahre 2021? Wie muss eine theatrale Handgranate im Jahre 2021 aussehen, um als solche angenommen zu werden? Warum hat sich die freie Szene, als deren Ikone die Autorin immer noch hell strahlt, noch nie an eine Werkschau getraut? Und warum machen wir das jetzt?
20 Jahre nach Sarah Kanes Tod werden Autorinnen im sogenannten Mainstream immer noch sehr viel anders rezipiert als Autoren. Autorinnen sind nicht genialisch, sie sind hysterisch und psychotisch. Die stets auf auch ihren eigenen gesellschaftlichen Avantgardismus bzw. die Zurschaustellung desselben bedachte Kunst ist da keine Ausnahme. Autorinnen im Spielplan? Ja, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber bitte nur Frauenthemen. Regisseurinnen am Staatstheater? Frank Castorf hat selten erlebt, "dass eine Frau besser inszeniert als ein Mann".
Im Falle Kane scheint es zudem verführerisch nahezuliegen, sie auf ihr exzessives Schaffen in kurzer Zeit, ihre Depressionen und ihren Suizid zu reduzieren bzw. ihre Rezeption stets und ausschließlich daran anzuknüpfen und davon abzuleiten. Dahinter tritt das geschriebene Wort in den Hintergrund. Das Werk als solches ist aber an sich schon so gewaltig, so vielschichtig, so herausfordernd, da benötigt es keine zusätzliche human interest Psychologisierung. Die „Autorin ist Tot“ ist dann auch der entsprechende und folgerichtige doppeldeutige Titel des begleitenden Diskursstückes.
Als Koproduktion und Kooperation mit u.a. MÄDCHENTHEATER, KORTMANN&KONSORTEN, PAN PRODUCTIONS, HANNAH SCHASSNER, FIEL IMPUKS und anderen, werden über einen Zeitraum von knapp drei Monaten an den Landungsbrücken Frankfurt sowohl einzeln und künstlerisch unabhängig voneinander 6 Stücke zur Premiere gebracht, als auch abschliessend als Festival aufgeführt. Begleitet wird die Reihe während des gesamten Jahres durch verschiedene begleitende Veranstaltungen, die Aufführung ihres Kurzfilmes SKIN, sowie Symposien, Podiumsdiskussionen und vieles mehr.
DIE MITWIRKENDEN
Sieben Regisseur*Innen werden die fünf Stücke Sarah Kanes, sowie eine Stückentwicklung, die sich mit Sarah Kane als Person bzw. ihrem Schaffen und seinem Kontext und seinen Themen auseinandersetzt, in ihrer individuell eigenen Ästhetik und Herangehensweise inszenieren:
FELIX BIESKE, ehemals Künstlerisches Leitungsteam Landungsbrücken Frankfurt, seit 2017 Studiengang Regie an der Akademie der Künste, Baden-Württemberg. Bieske inszeniert mit Koenig ZERBOMBT (Eine Produktion von Landungsbrücken Frankfurt).
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SEBASTIAN BOLITZ, freier Regisseur und Produzent, Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Geschichte und Politikwissenschaften. Inszeniert und produziert mit der freien Gruppe PAN PRODUCTIONS. Bolitz inszeniert GESÄUBERT (Eine Koproduktion mit Pan Productions).
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MAREIKE BUCHMANN, Choreografin, Tanz- und Performancekünstlerin. Sie inszeniert und produziert als künstlerische Leiterin mit der freien Gruppe FIEL IMPUKS. Buchmann inszeniert 4.48 PSYCHOSE (Eine Koproduktion mit FIEL IMPUKS).
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MEIKE HEDDERICH, Regie-Absolventin der HfMDK, Freie Regisseurin und Theaterpädagogin. Sie inszeniert und produziert mit der freien Gruppe MÄDCHEN*THEATER. Hedderich inszeniert PHAIDRAS LIEBE (Eine Koproduktion mit Mädchentheater).
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LINUS KOENIG, Künstlerischer Leiter der Landungsbrücken Frankfurt, Politologe, freier Schauspieler und Regisseur, 2017 ausgezeichnet mit dem Hauptpreis der Hessischen Theatertage für seine Inszenierung HASS – La Haine. Koenig inszeniert mit Bieske ZERBOMBT (Eine Produktion von Landungsbrücken Frankfurt).
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SARAH KORTMANN, Studium der Philosophie und Germanistik, Regie-Absolventin der HfMDK Frankfurt, produziert und inszeniert mit der Gruppe KORTMANN&KONSORTEN. 2017 wurde sie für die Produktion MY MALALA mit den Förderpreis des Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreises Karfunkel ausgezeichnet. Kortmann inszeniert GIER (Eine Koproduktion mit Kortmann&Konsorten).
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HANNAH SCHASSNER, freie Regisseurin, Theaterwissenschaftlerin, Theatervermittlerin in Bildungskontexten, Leitung der theaterperipherie, Frankfurt. Erhielt 2019 hierfür u. a. am Beispiel ihrer Inszenierung ILLEGAL den Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreis Karfunkel. Schassner erarbeitet, kollagiert und inszeniert das begleitende Diskursstück zum Thema unter dem Arbeitstitel DIE AUTORIN IST TOT (Eine Koproduktion mit Akgün-Schassner-Zehaf).
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MARINA FISCHER, Studium der Soziologie und Politologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie ist im Projektleitungsteam des PROTAGON e.V. für die Organisation von Theaterfestivals zuständig. FISCHER wird das Gesamtprojekt als dessen Produktionsleitung begleiten
DIE RAHMENVERANSTALTUNGEN
Mit Eröffnung am 02.02.2022 startet dann der Höhepunkt des Vorhabens: das 20.21 KANE innen FESTIVAL. Im Zeitraum vom 02.02.2022 bis 13.02.2022 stehen nicht nur alle Stücke in der Reihenfolge ihrer Entstehung auf dem Spielplan, sondern auch ein ausführliches Rahmenprogramm inklusive einer täglich geöffneten Ausstellung bildender und darstellender Künstler:innen unter dem Titel „dilated stories“. Weiterhin gibt es: Audiowalks, immersive Performances im Öffentlichen Raum, Stückeinführungen vor jeder Vorstellung, Nach(t)gespräche nach jeder Vorstellung, ein multimediales Programmheft zum tiefer Eintauchen in das Festival, Podiumsdiskussionen mit geladenen Gästen, Workshops, eine Konzert mit Festivalparty und natürlich: ein Festivalzentrum mit Suppe, Büchertisch, Ruheraum und einem ständig anwesenden und ansprechbaren Festivalteam.
WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN
Never mind the Achtsamkeit - Here’s the Ego Pistols
Eine Produktion von Vlasova/Pawlica
Bis hierher lief's noch ganz gut.
Dokumentartheater zum Themenkomplex NSU 2.0
Horrortrip über Gesellschaft, Normen, Familie und den Sog der Untätigkeit.
Theaterzapping. In kleinen Stücken gegen die Wand.
MAKING IMPRESSIONS AND OTHER FAILURES
Choreography and Performance by Laura Hicks and Ilana Reynolds
Erinnerungssplitter zum Reintreten.
Eine Fabel in g-Moll
Eine gesamtdeutsche Auseinandersetzung
WORKSHOP FOR PERFORMERS
EURE SEHNSUCHT FINDET HIER STATT.
nach dem Roman von Josefine Rieks (URAUFFÜHRUNG)
Sibylle Berg: HAUPTSACHE ARBEIT
Eine Produktion von Ankunftshalle T
Eine queere Flirt-Performance
Performance über die Suche nach Care in Verschenkeboxen
Ein Gesellschaftsspiel nach Motiven von Henrik Ibsen
oder: DER MANGEL AN ALTERNATIVEN
Eine fragmentarische Spurensuche nach der Vergangenheit und Zukunft