Theater

WOYZECK oder der Mangel an Alternativen

Woyzeck rückwärts erzählt
Georg Büchner

Premiere: 19. März 10

„...so einen Woyzeck haben wir noch nicht gesehen.“ (FAZ)

Woyzeck Flyer 1„Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord.“ Der Soldat Franz Woyzeck hat seine Geliebte Marie mit einem Messer erstochen. Was waren die Gründe für die Tat? Maries offensichtlicher Betrug mit dem Tambourmajor oder die fragwürdigen Experimente des Doktors an denen Woyzeck nur teilnimmt um zusätzlich Geld zu verdienen?

Regisseurin Sarah Kortmann macht sich für ihre Inszenierung Woyzeck oder der Mangel an Alternativen die Fragmentierung des Stückes zu nutze. Das entscheidende Verbrechen, der Mord an Marie, bildet den Auftakt des Stückes. Nach und nach werden die restlichen Handlungsfragmente chronologisch rückwärts erzählt. Erst am Ende des Abends kennt der Zuschauer Woyzecks ganze Vorgeschichte. Die rückwärts verlaufende Handlung hat keine klare Reihenfolge, sondern entwickelt sich jeden Abend neu. Der Zuschauer wird Einfluss auf die Abfolge der Bühnengeschehnisse haben. Das Publikum wird zu einem Teil von Woyzecks Erfahrungswelt und ist gleichzeitig mit seiner Entwicklung verknüpft.

Im Mittelpunkt steht die Frage: Inwieweit sind wir abhängig von unserem Umfeld, unseren Erlebnissen und unseren Erfahrungen? Die Familie, der Job, aber auch die wirtschaftliche Situation und die politische Ausrichtung der jeweiligen Regierung beeinflussen uns in unserem persönlichen Dasein. Wir existieren nicht allein, sondern auch durch Andere. Woyzeck soll nicht nur als Opfer der sozialen und gesellschaftlichen Umstände dargestellt werden. Maries Untreue ist nicht die Ursache für den Mord, sondern der Auslöser. Indem er seine Geliebte tötet, folgt er nicht mehr der gesellschaftlichen Triebunterdrückung. Es ist ein Akt der Befreiung von den Institutionen seiner Unterdrückung und Vereinnahmung. Woyzeck ist Opfer und Täter in einer Person.

Büchners Woyzeck gehört zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur. Vermutlich 1836 begann Büchner mit der Niederschrift. Erst 1879 erschien eine stark überarbeitete und vom Herausgeber veränderte Fassung. Büchner starb bevor er Woyzeck vollenden konnte. Die heute gespielten Bühnenfassungen bündeln vier verschiedene handschriftliche Fragmente aus Büchners Nachlass.

Alle verschiedenen Flyermotive zum Download Postkarten_Woyzeck.pdf (3,63 MB, pdf)

Buch
Georg Büchner
Regie
Sarah Kortmann
Mit
Nadja Dankers, Tim Stegemann, Manuela Stüsser und Björn von der Wellen
Weitere
Dramaturgie und Organisation: Caro Gutheil