Theater

ZEITZULIEBENZEITZUSTERBEN


Fritz Kater

Premiere: 11. März 06

Zeit zu lieben.jpg„Wir müssen so tief hinein in die Welt, als wir irgend können, und sei es nur um am Ende festzustellen, dass wir unvereinbar mit ihr sind.“
Reinhold Schneider

Fritz Katers „zeit zu lieben zeit zu sterben“: zwei Prosastücke und ein Filmskript in der Mitte. Es geht um eine Jugend im Osten. Ein typische Jugend, wie es sie überall gegeben haben könnte, um Selbstfindung zwischen Entjugferungen, Bier und Klassenfahrten nach Bulgarien, um das zweitschönste Mädchen der Klasse, um die Einberufung zur Armee und Sommerferien. Aus der Ferne ein Echo der Hamburger Schule: „Im Pop ist das Glück als das private Wunschdenken aufbewahrt, die letzten Utopien sind zu Urlaubsreisen geworden“.
Es geht auch um Heimat, und wie man sie in leeren Plätzen findet. Um Peter und Ralf, deren Vater in den Westen abgehauen ist, und Adriana, in die sich beide verlieben, um Fluchtversuche und Schutzzonen des Glücks. Dann, später, wenn nicht mehr gebügelte, sondern ungebügelte Hemden cool sind, geht es um eine Liebe zwischen zwei Menschen.

„zeit zu lieben zeit zu sterben“ ist ein Geflecht aus Erinnerungen, Bildern, Zuständen. Ein Nebeneinander gleich großer Portionen von Tragik und Schönheit, so atemberaubend schnell erzählt und verdichtet, dass kein anderer Zugang bleibt, als der emotionale.
Anders gesagt: Es gibt Medikamente, die versprechen, dort zu wirken, wo der Schmerz entsteht. Es könnte sein, dass Katers Text ähnlich zu beschreiben ist – dann setzt die Wirkung, die Kettenreaktion erst dort ein, wo sich die Erinnerungen, die Assoziationen und eigenen kleinen Utopien erahnen lassen.

„Vielleicht ist es der Versuch, zu schauen, worüber kann man dann überhaupt noch reden, wenn es keine großen gesellschaftlichen oder politischen Entwürfe mehr gibt.“ wird Armin Petras über das Stück seines schreibenden Alter Egos Fritz Kater zitiert. Und tatsächlich beherrscht keine Systemkritik den Text, vielmehr könnte es sein, das gar nichts politisch ist. Oder alles.
____

Da werden Regieanweisungen vorgelesen, gestische Überartikulation doppelt auf komische Weise den Text, gute szenische Einfälle erzeugen eine der Sprache ebenbürtige Bildebene, hervorragend begleitet von der Band Locase.
(Journal Frankfurt)

Buch
Fritz Kater
Regie
Sascha Hargesheimer
Mit
Michael Haase, Nadine Kluß, Sophie Mtiulischvili, Stephan Müller, Miriam Schulte und Florian Stamm
Bühne
Susanne Jakob
Weitere
Musik: Locase // Regieassistenz & Dramaturgie: Lina Zehelein