Theater

DAS HERZ IST EINE REVOLUTIONÄRE ZELLE

Ich war. Ich bin. Ich werde sein. Ein blutiger Irrtum.
Linus Koenig

Premiere: 15. Mai 08

Herz-FlyerII klein.jpg„Der Traum ist ein Traum, zu dieser Zeit, doch nicht mehr lange, mach dich bereit für den Kampf um's Paradies!“ (Ton Steine Scherben)

Deutschland im Herbst. Der Kampf für eine bessere, gerechtere Welt. Mörderischer Terror oder revolutionäre Gegengewalt? Terroristen unter sich. Eigentlich könnte man sich fragen, warum da überhaupt noch geredet wird. Sollte nicht schon alles klar sein? Aber auch Terroristen sind nur Menschen. Hartes Los. Da kann schon mal Pathos aufkommen. Oh, ihr Helden, ihr Märtyrer, aber wer hat euch eigentlich den Auftrag dazu gegeben?

„Das Herz ist ein revolutionäre Zelle“ ist eine Versuchsanordnung, vier Terroristen in der Vorbereitung eines Attentates zu zeigen, die sich zwischen Aktionismus, Fanatismus und alttestamentarischem Opferwillen in Moraldebatten verstricken und damit ihre diffusen idealistischen revolutionären Ideale aus den Augen verlieren. Sämtliche menschliche Moral bleibt auf der Strecke. Die Terroristen bleiben dabei schlussendlich nur noch die Selbstgerechten.

Das Herz 1.jpgDie Revolution sagt: Ich war. Ich bin. Ich werde sein. Aus jugendlichem Idealismus und politischem Engagement wird plötzlich blutiger Ernst. Der Kampf gegen das „Schweinesystem“ endet im blutigen Irrtum. Was wie ein Spiel beginnt, wird zur reinen leeren Ideologie. Aus der gesuchten Solidarität im Kollektiv wird fast zwangsläufig eine Folge von Machtkämpfen aller gegen alle. Revolution ohne gelebtes und nicht nur behauptetes revolutionäres Bewusstsein kann nicht funktionieren. Der politische Mord wirkt da nur noch wie der ultimative Kick auf der Suche nach Authentizität, nach der letzten Grenze einer satten Spaßwelt.

„Das Herz ist eine revolutionäre Zelle“ verwendet Originaltöne aus der Roten Armee Fraktion und ihrem Umfeld und verbindet sie unter anderem mit Motiven aus Camus’ „Die Gerechten“ und Sartres „Tote ohne Begräbnis“ zu einem klassischen Dialogstück über die Grenzen der Moral und das Versagen des eigenen Gewissens.

Während der vor allem medial geführte Diskurs rund um die RAF sich weitestgehend im reflexartigen Wiederholen von Althergebrachtem erschöpft und nur zwischen klammheimlicher Freude und Verdammung zu unterscheiden vermag, verschwinden hier die Grenzen zwischen Sympathie, Abscheu und Hilflosigkeit auf der unendlichen und unmöglichen Suche nach Gerechtigkeit.

Das sagt die Presse

„Um eine gegenwärtige Perspektive geht es Koenig vor allem, wenn er [seine Collage] dramatisch implodieren lässt...Wie soll am diese Figuren heute ernst nehmen?...Bei aller Dramatik, die Koenig seinem zwar textlastigen, aber sehenswerten Stück abgewinnt, trotz der bemerkenswerten Leistung der Schauspieler muss das intensive Kammerspiel am Ende geradezu zwangsläufig als Farce erscheinen.“
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Logo.jpg„...sehr sehenswertes Stück...Die Episode bewaffneter Politik in der BRD hat darin den Glamfaktor Null...Eine - wie stets - fabelhafte Julia Rothfuchs als Ulrike M vor dem Ideenmassiv...Mario Krichbaum gibt den Führer als Maulhelden überzeugend, Jochen Döring leiht dem „Mann der Tat“ seine Athletik...“
(Frankfurter Rundschau)

„Die Kinder der Revolution:...vielschichtig...Atemlos und hochexplosiv fliegen die anspruchsvollen (...) Dialoge durch ein karges, rotes Bühnenbild, in dem die Darsteller eine Glanzleistung vollbringen.“
(PRINZ)

„Linus Koenig hat einen aggressiven Abgesang auf die radikale deutsche Linke geschrieben, die sich am Ende selbst abschafft...Koenig enttarnt die mörderische Hybris als blutigen Irrtum...So wird herumgesessen, -gelegen und –gestanden, es werden Argumente und Parolen gerattert, als kämen sie aus Maschinengewehren... Koenig mischt munter (...) alles mit allem...Darstellerisch überzeugt vor allem Sandra Lühr, die ihrer “Einflüsterin“ schneidend scharfe Präsenz verleiht.“
(Offenbach Post)

Buch
Linus Koenig
Regie
Linus Koenig
Mit
Julia Rothfuchs, Sandra Lühr, Mario Krichbaum und Jochen Döring