Theater

DER TOTMACHER

Kammerspiel zwischen Trieb und Vernunft
Romuald Kamarkar und Michael Farin

Premiere: 12. Oktober 07

Totmacherflyer-vorn.jpgDeutschland, wo es am düstersten ist. Zu Besuch in Fritz Haarmann. Mindestens 24 junge Männer tot gemacht. So viele wie er hat selten einer tot gemacht. Zerstückelt. Die Kleider verkauft. Das Fleisch zu Wurst verarbeitet. Die Knochen in die Leine geworfen. So weit, so bekannt abstoßend und magisch anziehend.

Der Psychologe Dr. Schultze bekommt den Auftrag, den Kaufmann, Lebenskünstler und Gelegenheits-Menschenschlächter Fritz Haarmann auf seine Zurechnungsfähigkeit hin zu begutachten. Und sieht sich in ein seltsames Spiel verwickelt, dessen Regeln er nicht verstehen kann. Wie erschreckend unerschrocken Haarmann über seine eigenen Taten plaudert und dabei trotzdem seine Wirkung auf die Öffentlichkeit bewusst reflektiert, lässt jede Art der Annäherung und Kategorisierung ins Leere laufen.

Pervers, böse, unmenschlich oder auf eine kranke Art gesund? Das Kind im Massenmörder entzieht sich jeglicher Art der vernünftigen Begutachtung. Wie ordnet man so jemanden ein in die liebgewonnenen Raster? Jemanden, dem nach der allgemeingültigen Definition vom Menschsein etwas Entscheidendes fehlt: die Fähigkeit, seine Triebe unter Kontrolle zu halten.

Der Zuschauer, allein gelassen mit einem Tisch, zwei Stühlen, einem unbeholfen sympathischen Triebtäter und einem hilflosen Vernunftsmenschen möchte die Augen vor Bildern verschließen, die gar nicht zu sehen sind. Und sich manche Fragen lieber nicht stellen. Was tun? Das Unvorstellbare verstehen wollen? Vernünftig und gerecht urteilen? Oder einfach dem Trieb folgen und kurzen Prozess? Oder alles zusammen...

Der Text von Romuald Kamarkar und Michael Farin, 1995 erfolgreich verfilmt mit Götz George in der Titelrolle, basiert auf den Original-Protokollen der Vernehmungen im Haarmann-Prozess.

Buch
Romuald Kamarkar und Michael Farin
Regie
Julian König und Linus Koenig
Mit
Linus Koenig und Julian König